Nach der Einnahme von Awdijiwka stößt Russland westlich der Stadt und westlich von Bachmut weiter vor. Bei Kupjansk, Kreminna, Marjinka und Robotyne hält die Ukraine trotz Munitionsmangels bisher die Front. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Nach dem ukrainischen Rückzug aus Awdijiwka kontrolliert Russland seit dem 18. Februar vollständig die Stadt und stößt von dort aus nach Westen weiter vor. In 18 Tagen verschob Russland dort die Front etwa 8 km. 2/
Die russische Vorgehensweise besteht aus langen Bombardements mit Gleitbomben, Artillerie und Raketenartillerie, gefolgt von vorrückender Infanterie. Ortschaft für Ortschaft wird auf diese Weise vollständig zerstört. 3/
Westlich von Bachmut stieß Russland innerhalb des letzten Monats etwa 9km in die Ortschaft Iwaniwske vor, etwa 19km entfernt von der strategisch wichtigen Stadt Kostjantyniwka mit früher 70.000 Einwohnern. 4/
Die größten Probleme der Ukraine an der Front sind die Schutzlosigkeit der Truppe gegen die russischen Luftangriffe mit verheerenden Gleitbomben und der Mangel an Artilleriemunition. 6/
Im Süden schaltet die Ukraine weiter mit Überwasserdrohnen russische Schiffe und Boote aus. Die ukrainischen Angriffe nähern sich damit der Brücke von Kertsch an. 7/
Der Kampf gegen die russische Kriegslogistik im Süden, die derzeit zu 90% über die Krim läuft, ist für die Ukraine auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Russland baut fieberhaft an alternativen Versorgungsrouten, die bei Fertigstellung die Lage für die Ukraine erschweren würden. 8/
Die Ukraine braucht dringend mehr Präzisionswaffen mit hohen Reichweiten, dazu gehören mehr Storm Shadow und SCALP-EG, Taurus, ATACMS mit Monoblock-Sprengköpfen und mehr GLSDB-Munition. 9/
Die Ukraine braucht eine konzertierte Anstrengung ihrer Partner zur Lieferung von Komponenten und Bauteilen für die ukrainische Produktion von Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. 10/
Partner der Ukraine sollten nicht nur versuchen, der Ukraine fertige Produkte zu verkaufen, um ihre heimische Rüstungsindustrie zu fördern, sondern gezielt mit Komponenten und Bauteilen den Aufbau der ukrainischen Produktion zu unterstützen. 11/
Durch die pragmatische Nutzung und Umrüstung ausgemusterter, eingelagerter und in Kürze abgeschriebener Munition, Raketen und Lenkwaffen lassen sich für die Ukraine Potenziale heben, sowohl für Luftangriffe als auch für FrankenSAM. 12/
Die Ukraine braucht die Öffnung von Bauplänen zur eigenständigen Herstellung von Ersatzteilen, Wartung und Reparaturen dichter an der Front, um Bahntransporte zu sparen und Ausfallzeiten zu verkürzen. 13/
Die Ukraine selbst muss das politische Taktieren und Aufschieben rund um die Mobilmachung beenden und schnell die Mobilmachung und Ausbildung in neue Bahnen lenken. 14/
Die tschechische Initiative zur globalen Beschaffung von Artilleriemunition wird der Ukraine helfen, die Front zu stabilisieren und wieder in die Vorhand zu kommen. Die EU sollte aus ihrem eigenen weitgehenden Scheitern in der Munitionsfrage radikale Schlüsse ziehen. 15/
Die europäischen Partner der Ukraine sollten sich nach den letzten Wochen dringend zusammenreißen und direkt vor den russischen Präsidentschaftswahlen in einer gemeinsamen Kraftanstrengung durch Militärhilfen das Kräfteverhältnis an der Front zugunsten der Ukraine wenden. 16/
Da auch in den besetzen Gebieten der Ukraine „gewählt“ wird, können die Partner der Ukraine die russischen Präsidentschaftswahlen nicht anerkennen. 17/
Neben Militärhilfen und langfristigen bilateralen Sicherheitsabkommen mit der Ukraine braucht es eine Perspektive auf die Sicherheitsgarantien der NATO-Mitgliedschaft, um diesen Krieg zu beenden. /END
@Eli_Holgers
Nach meiner Einschätzung hat Russland derzeit nicht die Fähigkeiten dazu, einen größeren Durchbruch zu erringen und diesen Durchbruch auszunutzen.