24-Stunden-Pfleger:innen. Die machen einen Knochenjob und trotzdem vergisst man auf sie. Und in meiner Familie passiert gerade das: Eine Frau pflegt meinen Onkel seit Jahren. Verabschiedet sich von ihrer Familie alle zwei Wochen um in ein Bergdorf zu fahren. 1/5

Sie kocht für ihn, wäscht ihn, unterhält ihn, hebt ihn in den Rollstuhl, wieder zurück ins Bett. Schaut, dass er seine Medikamente nimmt. Manchmal nennt er sie beim Namen seiner verstorbenen Frau. Ein paar Mal hat sie Weihnachten mit uns verbracht statt mit ihrer Familie. 2/5

Er ist nicht der erste, den sie bis zum Ende begleitet. Sie meint, es wird der Letzte sein, sie kann das nicht mehr, das sind Beziehungen, die sie zu ihren Klient:innen aufbaut. Sie sagt, sie möchte bei ihm sein, wenn es mit ihm zu Ende geht. 3/5

Gestern, sie ist bei ihrer Familie, der Anruf: Es schaut nicht gut aus. Sie ruft eine Freundin an, die eine Ausbildung gemacht und jetzt einen anderen Job hat, in der Heimat. Sie kennen sich, weil sie sich bis vor 2 Jahren bei der Pflege des Onkels abgewechselt haben. 4/5

Die beiden sind jetzt gerade gemeinsam am Weg in dieses Bergdorf. Sie wollen sich von meinem Onkel verabschieden. Das sind die Leute, die für uns, für mich, einen Knochenjob machen. Ich bin dankbar und ich bin beschämt. 5/5

(Sie kommt übrigens ganz aus dem Osten der Slowakei. Das ist kein kurzer Sprung über die Grenze. Das ist wirklich weit weg für eine Arbeit, das ist weit weg für jede Arbeit und das ist wirklich weit weg um alles stehen und liegen zu lassen um in ein Kärntner Bergdorf zu fahren.)

(Bauen alle so eine Beziehung zu ihren Klient:innen auf? Nein. Aber das ist auch komplett nebensächlich. Sie sind wichtig und das sollte man öfter, lauter sagen.)

Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es wichtig ist, zwischen 24h Pflege und Betreuung zu unterscheiden. Auch wichtig: Betreuer:innen dürfen auch bestimmte pflegerische und und einzelne ärztliche Tätigkeit durchführen. Weil sonst würde das System vermutlich kollabieren.

Hier ein Link:

Und noch einer:

@gruen_wald Puh, echt beeindruckend. Meine Oma hatte auch 24-Stunden-Pflegerinnen, aber da hat sich keine so enge Beziehung aufgebaut, häufigere Wechsel und es war auch nicht über mehrere Jahre. Aber ich hatte immer extrem großen Respekt vor dem, was diese Pflegerinnen alles getan haben.

@gruen_wald Danke, das sind schöne Worte, nötige. Es ist unvorstellbar, was diese Frauen leisten. Wir haben uns bei meiner Mutter dagegen entschieden und sie selbst gepflegt und haben so eine Ahnung, was der Job bedeutet.